Bildende Künstlerin, Pädagogin, Publizistin – wie alles kam

 

Wenn ich zurückblicke auf mein Leben, staune ich oft selber, wie ich geschafft habe zu werden, was ich heute bin. Die Kunst schien mir nicht in die Wiege gelegt worden zu sein. Dachten meine Eltern. Ich beugte mich ihrem Druck und studierte zunächst Englisch und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien. Was als Basis prinzipiell nicht schlecht war. Denn damit hatte ich die finanziellen Mittel, meinen eigenen Weg zu gehen.

Der Lehrerberuf als Familientradition und meine erste Begegnung mit der Kunst 1956 – 1960

Begonnen hat alles mit meinen Großeltern mütterlicherseits. Meine Oma führte schon in jungen Jahren das elterliche Geschäft, heiratete dann aber einen Lehrer und zog nach Sulzbach-Rosenberg. Dort baute sie ein eigenes Geschäft auf und brachte die Familie nach dem 2. Weltkrieg durch die Zeit, als mein Opa Berufsverbot hatte. Doch der Lehrerberuf setzte sich in unserer Familie durch. Der Bruder meiner Mutter und meine Mutter studierten Lehramt, beide heirateten ebenfalls Lehrer. So war unser Familienleben vom Schuljahr bestimmt. In der nächsten Generation wurden fast alle Lehrer oder heirateten Lehrer. Kein Wunder, dass auch von mir erwartet wurde, dass ich diesen Weg gehe.

Aber es gab auch erste Begegnungen mit der Kunst. Der Bruder meiner Oma war ein begabter Maler, seine Bilder sind mir noch heute in lebhafter Erinnerung. Mein Großvater, Lehrer mit Schwerpunkt Musik, spielte sehr gut Klavier.

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Der Einfluss der protestantischen Erziehung und die Entdeckung der Kunst 1960 – 1981

In der protestantischen Familie meiner Oma galt es als überflüssig, sich mit Dingen zu beschäftigen, die nicht dem Broterwerb dienten. Der Wahlspruch „Nicht müßiggehen“ prägte unsere Kindheit. Lob gab es nur für Nützliches. Meine erste schöpferische Tätigkeit war mit vier Jahren das Stricken mit der Strickliesel. Bald folgten gehäkelte Topflappen und gestrickte Socken. Ich liebte die bunten Farben der Wolle, ohne zu wissen, dass dies mein künstlerisches Talent zeigte.

Später nähte ich meine komplette Garderobe selbst. Die Gestaltung mit Stoffen faszinierte mich, bis ich Bilder für unsere erste Wohnung brauchte. Trotz meiner oberflächlichen Bildung in Kunst wusste ich, wie die Bilder aussehen sollten.  Ganz besonders liebte ich die realistischen Ölgemälde von Rembrandt, Van Gogh und die Werke meines Großonkels mit Landschaften und Blumenbildern aus der Oberpfalz.

 

 

Oma

Die Entdeckung der Kunst als mein Weg 1982 – heute

Die Entdeckung der Kunst als mein Weg hatte eigentlich eine ganz banale Ursache. Ich brauchte Bilder für meine Wohnung. Aber die Kunstdrucke, die ich mir leisten konnte, waren moderne Kunst, während Kunstdrucke von Museumsbildern unerschwinglich waren. Daher blieb mir nur, meine Bilder selbst zu malen. Nachdem ich mir das Nähen autodidaktisch beigebracht hatte, war ich zuversichtlich, dass dies auch beim Malen funktionieren würde. Mit Lehrbüchern und Wasserfarben übte ich in meiner Freizeit als Referendarin.

Eine Bekannte machte mich schließlich darauf aufmerksam, dass die Bilder, die mir gefielen, mit Ölfarben gemalt seien. Der Moment, als ich zum ersten Mal rote Ölfarbe auf die Palette drückte, war unvergesslich: Die Konsistenz und Leuchtkraft waren überwältigend. Nach und nach wurde mir dabei klar, dass ich meinen Beruf als Gymnasiallehrerin für Englisch und Geschichte nicht ausüben wollte.

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Kunst und Unterricht 1985 – heute

Nach dem 2. Staatsexamen 1985 arbeitete ich noch eine Zeit lang als Deutschlehrerin für Asylbewerber, doch die Kunst wurde immer wichtiger für mich. Ich erlernte Zeichnen und verschiedene Mal-Techniken wie Aquarell- und Ölmalerei. Getreu dem Wahlspruch meiner Oma „Nicht müßiggehen“ suchte ich nach Möglichkeiten, meine Leidenschaft mit einem Broterwerb zu verknüpfen. Das führte mich zu einem Fernstudiengang bei der Studiengemeinschaft Darmstadt, den ich von 1990 – 1992 absolvierte. Mit dem Diplom konnte ich nun an verschiedenen Volkshochschulen Malkurse geben.

Die Malkurse zeigten mir, wie effektiv intrinsisch motiviertes Lernen sein kann. Ohne Druck, dafür mit Freude und Eigeninitiative, erreichten meine Schüler schnell gute Ergebnisse. Auch die Schulkarrieren meiner vier Kinder führten mich dazu, mich intensiv mit dem Schulsystem und Pädagogik zu beschäftigen. In den 90er-Jahren gab es viele neue Forschungen, die traditionelle Methoden infrage stellten.

1998 gründete ich meine erste Kinder- und Jugendkunstschule an der VHS Amberg-Sulzbach, wo ich den Kindern die Inhalte auf meine Art vermitteln konnte. Von 1997 bis 2006 leitete ich dort auch den Fachbereich Kulturelle Bildung und ab 2000 die Galerie im LCC, was mir viele wertvolle Erfahrungen und Verbindungen im kulturellen Bereich einbrachte.

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Kunst und Psychologie 1998 – heute

Als ich ab 1996 anfing, selber auszustellen, begann ich auch, mich mit den Arbeiten anderer Künstler zu beschäftigen. Ausstellung- und Museumsbesuche und unzählige Bücher über Kunst ließen mich verstehen, dass die Kunst meine wirkliche Berufung war. In die immaterielle Welt der Gefühle einzutauchen, und mit bildnerischen Mitteln für andere sichtbar zu machen, was ich im Inneren erlebte, wenn ich mich in unserer Welt umsah, das war, wofür ich brannte. Aber in der Gegenwartskunst fand ich mich da nicht wieder. Auch andere Künstler konnten mir nicht weiterhelfen, weil sie durch ihre Ausbildung völlig andere Herangehensweisen hatten. Ich musste mir die Kunst von meiner eigenen Perspektive, von meinem eigenen Erfahrungshorizont her erschließen.

Eine Fortbildung in Kunsttherapie von 1998 bis 2000 kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Sie öffnete mir den Blick für meine eigene Geschichte, die Geschichte meiner Ahnen und wie wir Menschen zu dem werden, was wir sind. Wie wir uns selber im Weg stehen, aber auch, zu welchen Leistungen wir fähig sind, wenn wir uns etwas vornehmen. Jetzt konnte ich alle Fäden meines Lebens miteinander verknüpfen und die Kunst füllte sich für mich mit Inhalten, die es so bisher nicht gegeben hatte.

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Künstlerische Projekte: 2002 – 2023

Der Traumpfad Magische Natur (2002)

Der Traumpfad Magische Natur ist ein Kunst-Naturlehrpfad in einem Waldstück bei der Osterhöhle, den ich als Auftragsarbeit für die Stadt Sulzbach-Rosenberg anfertigte. 10 Bildtafeln thematisieren Naturerscheinungen, an denen man sonst vielleicht achtlos vorbeigehen würde. Kunstpfade gibt es heute fast überall, aber 2002 war das ein komplett neuer Ansatz. Ich hatte daher keine Ahnung, ob die Farbtafeln Wind und Wetter standhalten würden, aber von jetzt ab sollte das Risiko der Pionierarbeit mein steter Begleiter sein. Ein Begleitmärchen für Kinder war damals auch meine erste Arbeit als Autorin.

In der Darstellung der einzelnen Stationen, zeichnete sich bereits ab, was später Kern meiner künstlerischen Arbeit werden sollte. Es war und ist mir wichtig, dass andere Menschen verstehen, was ich mit meinen Bildern zum Ausdruck bringen möchte. Denn was mich an der Kunst im 20. Jahrhundert so gestört hat, war, dass viele Künstler die gegenständliche Darstellung als unbedeutend oder dem künstlerischen Ausdruck als hinderlich betrachteten. Das Ergebnis waren und sind Werke, die andere Menschen nicht verstehen, und an denen sie deshalb achtlos vorbei gehen.

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Der Ost-West-Dialog 1998 – heute

Der Ost-West-Dialog mit Roswitha Braun-Sauerstein war die erste künstlerische Arbeit mit einer bewussten psychologischen Herangehensweise und ist in meinen Augen wegweisend. Rosi und ich sind zwei diametral verschiedene Menschen, sowohl was unsere Herkunft aus Ost- und Westdeutschland als auch unsere Persönlichkeiten betrifft. In unseren Dialogbildern setzen wir uns in einem ersten Projektzeitraum von Dez. 1999 – Dez. 2000 mit diesen Unterschieden auseinander. In einem auf der Leinwand geführten stummen Maldialog und in Begleittexten, in denen wir jeweils unsere eigenen Standpunkte schriftlich niederlegen, werden die innerpsychischen Vorgänge einer Beziehung im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar. Die Arbeit zeigten wir 2001 in Chemnitz und Nürnberg und 2002 in Berlin. Sie bescherte uns einen Achtungserfolg, als die damalige Familienministerin Dr. Bergmann eines unserer Bilder für das Familienministerium kaufte.

Nachdem wir uns für einige Jahre aus den Augen verloren hatten, beschlossen wir 10 Jahre später, nämlich von 2009 bis 2010, unseren Dialog fortzusetzen. Wieder malten wir ein Jahr lang mehrere Bilder, die wir wie schon zuvor schriftlich dokumentierten und kommentierten. Und irgendwie ahnten wir wohl schon, dass das weiterhin nicht das Ende gewesen sein würde. 2015 entschlossen wir uns, das Projekt bis zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung fortzusetzen. Daraus ist 2019 ein Buch entstanden, das man seit 2020 im Wunderhof Online-Shop, bei Amazon und natürlich im Buchhandel kaufen kann.

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Der Wunderhof: 2007 – heute 

Nachdem ich für mich erkannt hatte, dass die Kunst mein Weg war, nahm der Gedanke, einen Künstlerhof zu schaffen, mehr und mehr Gestalt an. Neben der Wohnung für meine Familie sollte ein Café dabei sein, in dem ich Gäste bewirten könnte, eine Kunstgalerie für Ausstellungen, mein Atelier, ein Seminarraum für pädagogische Angebote und ein großer Garten.

Zufällig stand genau zu dieser Zeit im Dorf meiner Kindheit das ehemalige Schusteranwesen zum Verkauf. Meine Familie und meine Freunde bestärkten mich darin, das Risiko einzugehen und den Hof zu kaufen. Schritt für Schritt entstand in den folgenden Jahren der „Wunderhof“ auf dem ich heute lebe. Mit seinen Angeboten ist er seitdem Bestandteil der Kultur- und Bildungslandschaft in unserem Landkreis.

Nachdem sich dann abgezeichnet hatte, dass zumindest zwei meiner Söhne sich für ein Leben auf dem Land, insbesondere in unserem Dorf begeistern konnten, beschlossen wir 2019, die Scheune auf dem Wunderhof durch einen Neubau mit zwei Wohnungen und einem großen Büro zu ersetzen. Die Umsetzung wurde durch die Corona Krise leider verzögert, so dass ich mich seitdem auf die Weiterentwicklung des Wunderhofs als Naturgarten konzentriere. Die Zertifizierung als solcher erfolgte 2024, und ist Teil unseres veränderten Angebotes.

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Der Farbenwald: 2007 (nicht mehr zugängig)

Zeitgleich mit dem Wunderhof entstand auch die Idee für einen Farbenwald. Farben sind nicht nur für mich als Künstlerin absolut essenziell. Jeder Mensch wird von Farben beeinflusst, ganz egal, ob er das merkt oder nicht. Deshalb wollte ich einen Ort in der Natur schaffen, wo Menschen die Farbe nicht nur in ihrer physischen, sondern auch in ihrer psychischen Wirkung erleben können. Der Farbenwald besteht aus 10 großen Farbstelen und wurde vom Freizeitpark Monte Kaolino und den Amberger Kaolinwerken beauftragt und in einem kleinen Wäldchen am Monte Kaolino aufgestellt. Leider hat die Gemeinde Hirschau die Pflege der Anlage nach einigen Jahren eingestellt, so dass der Farbenwald heute nicht mehr für Besucher zugängig ist.

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Der Walderlebnispfad Birgland: 2023 – heute

Die Gemeinde Birgland hat 2023 einen Walderlebnispfad an einem Teilstück des Birglandrundwanderwegs an der Hohen Straße in Schwenderöd errichtet. Daran grenzt das Waldgebiet der Familie Müller in Leinhof an, die es sich hier zur Aufgabe gemacht hat, die dort bestehende Fichtenmonokultur sukzessive durch einen nachhaltigen und widerstandsfähigen Mischwald zu ersetzen.
Der Walderlebnispfad greift dabei mehrere Aspekte auf: Er gibt in knapper Form wichtige Informationen über den Wald, lädt auf spielerische Weise ein, zu beobachten, was in der Natur passiert und vermittelt Freude über die eigenen körperlichen Fähigkeiten an verschiedenen Fitnesstationen.

Für diesen Pfad habe ich ein niederschwelliges pädagogisches Angebot konzipiert: Die zwei Maskottchen, der Waldkauz und der Specht, fliegen den Weg entlang und erzählen sich dabei gegenseitig in Form des alten Spiels „Ich sehe was, was du nicht siehst“, wie sie den Umbau zum Klimawald hier erleben. Alle Lösungen habe ich dann in Form von einfachen Motiven mit Deckfarben gemalt, die sowohl Kinder als auch Erwachsene leicht nachmalen können. Mein Sohn Stephan hat die Maskottchen digitalisiert und sowohl die Tafeln als auch die Broschüre gestaltet, die beide das Märchen und die Motive beinhalten. Zu den Motiven habe ich darüber hinaus Lehrvideos gedreht, die als YouTube Tutorials für alle Interessierten kostenlos zur Verfügung stehen.

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Arbeit als Autorin und Publizistin 1994 – heute

Schreiben gehört schon immer zu meiner kreativen Arbeit. Mein erstes Buch, „Die Geschichte der Stadt Sulzbach von 1848 bis 1900“, das ich 1994 mit Ilse Hutterer herausgab, wurde 1000-mal verkauft. Das Begleitmärchen „Magische Natur“ erschien 2002 als Broschüre und wurde 10.000-mal gedruckt.

Das stete Ringen um meinen Weg floss 2008 in das Märchen „Der Fuchs und die kleine Fee“ ein, für das der Tiermaler Michael Horn wunderschöne Zeichnungen beisteuerte. 2009 waren wir mit dem Buch auf der Buchmesse in Leipzig vertreten und verkauften über 1000 Exemplare.

2013 folgte ein weiteres Buch, „Zeichnen und Malen mit Pedro und Rosa“, ein Lehrbuch für Kinder und Jugendliche, das ich mit meinen Söhnen Peter und Stephan Böhm erstellte. In den Folgejahren entstanden viele Projekte in Zusammenarbeit mit der Regionalmarketingagentur meines Sohnes Peter, darunter Webseiten für Kommunen und Unternehmen sowie das Magazin „Speis&Trank“, das schnell eine Auflage von 35.000 erreichte. 2019 veröffentlichte ich zwei Bücher: einen Katalog des „Ost-West Dialogs“ und das Märchen „Die Geschichte von Ahmed und Chanem“.

2020 und 2021 folgten die Lehrbücher „Ölmalen mit Pedro und Rosa“ und „Aquarellmalen mit Pedro und Rosa“. Diese Bücher führten letztendlich zur Gründung des Wunderhof-Verlags, durch die wir mit unseren Büchern eine größere Reichweite erzielen.

Mittlerweile vertreiben wir über diesen Verlag auch Kunstdrucke von meinen Bildern unter der Marke Venia Design, Grußkarten und Lernkarten in Zeichnen und Malen für Anfänger.

Fuchs und fee

YouTube 2018 – heute

Nachdem ich durch unsere Umbaupläne auch die Jugendkunstschule nicht weiterführen konnte, überlegte ich, wie ich trotzdem das Wissen, das sich in den vielen Jahren Unterrichtstätigkeit angesammelt hatte, anderen Menschen weiterhin zugängig machen könnte. Ich startete einen YouTube-Kanal, zunächst nur für Kinder und Jugendliche. Sehr schnell stellte sich heraus, dass meine Inhalte auch für Erwachsenen interessant waren und Videos mit anspruchsvollen küntelrischen Inhalten wurden eine neue kreative tätigkeit für mich.

Zu meinem YouTube-Kanal geht es hier.

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