Aber die Kunstdrucke, die es zu kaufen gab, und die ich mir hätte leisten können, waren alle moderne Kunst. Kunstdrucke von Museumsbildern waren damals unerschwinglich teuer für mich.
Also blieb mir nur die eine Möglichkeit, meine Bilder selber zu malen. Nachdem ich mir schon Nähen autodidaktisch beigebracht hatte, war ich frohen Mutes, dass das doch auch mit dem Malen funktionieren sollte. Ich besorgte mir also Lehrbücher und versuchte in meiner spärlichen Freizeit als Referendarin mit Wasserfarben die Übungen in den Büchern nachzuvollziehen.
Noch heute amüsiert mich meine Naivität angesichts der Größe des Unterfangens. Aber vielleicht ist es mit der Kunst wie mit dem Kinder kriegen. Man weiß nicht, dass man sich damit eine lebenslange Aufgabe stellt. Der Wunsch nach dem Kind überstrahlt alle Bedenken, und die Freuden, die einem das Kind schenkt, lassen alle Mühen vergessen.
Eine Bekannte machte mich schließlich darauf aufmerksam, dass die Bilder die mir gefielen, mit Ölfarben gemalt seien. Ich werde nie den Moment vergessen, als ich zum ersten Mal rote Ölfarbe auf die Palette drückte. Diese Konsistenz, diese Leuchtkraft, unfassbar!
Nach und nach wurde mir auch klar, dass ich meinen Beruf als Gymnasiallehrerin nie ausüben wollen würde. Der Unterricht mit Angst und Druck sowohl auf Schüler- als auch auf Lehrerseite machte mir keinen Spaß.