24 Okt. Der Traumpfad „Magische Natur“ bei der Osterhöhle
Wie ein Kunstpfad zum Wegbereiter meiner künstlerischen Arbeit wurde
Kunst trifft Natur: Ein ungewöhnlicher Auftrag mit nachhaltiger Wirkung
Der Traumpfad Magische Natur war nicht einfach nur ein Waldweg. Er war eine Einladung zum Staunen, ein Dialog zwischen Kunst und Natur. Als ich im Jahr 2002 den Auftrag der Stadt Sulzbach-Rosenberg und des Naturparks Fränkische Schweiz erhielt, in einem Waldstück nahe der Osterhöhle einen Naturlehrpfad zu gestalten, war das ein Wagnis – denn Kunstpfade, wie wir sie heute vielerorts kennen, waren damals noch eine Seltenheit. Mein Ziel war es, Naturphänomene sichtbar zu machen, die wir oft übersehen. Der Weg führte von der Osterhöhle nach Niederricht, und an zehn Stationen sollten Holztafeln mit Malereien die Blicke der Besucher lenken – auf Dinge, an denen man sonst vielleicht achtlos vorbeigeht.
Zehn Bilder für das stille Wunder der Natur
Jede der großformatigen Tafeln thematisierte eine unscheinbare Schönheit: eine Höhle, Steine am Wegrand, das Leuchten der untergehenden Sonne. Ein Schneckenhaus, eine Waldlichtung, ein Baumschwamm. Zwei ineinander verwachsene Bäume, ein Spinnennetz, aufgewirbelte Herbstblätter – und zum Abschluss eine geheimnisvolle blaue Blume. Diese Motive entstanden nicht nur als Dekoration. Sie waren bewusst gewählte Zeichen für die Sprache der Natur, für das, was wir von ihr lernen können, wenn wir genau hinschauen.
Ein experimentelles Projekt mit erstaunlicher Lebensdauer
Damals war unklar, wie lange die Malereien dem Wetter standhalten würden. Ich arbeitete mit kräftigen Farben, bewusst expressiv, um die Bildsprache klar von der Umgebung abzuheben – doch immer so, dass das Motiv verständlich blieb. Die Tafeln hielten länger als erwartet: Fast 15 Jahre waren sie ein fester Bestandteil des Waldes. Der Pfad wurde ein beliebtes Ziel für Schulklassen, Vereine und Wandergruppen. Die Kombination aus Kunst und Natur sprach Menschen aller Altersgruppen an. Deshalb beschlossen die Stadt Sulzbach-Rosenberg und die Nachbargemeinde Neukirchen 2015, die Tafeln zu restaurieren, statt sie abzubauen. Doch im Jahr 2023 zerstörte ein Sturm einen Teil der Tafeln. Gemeinsam mit den Verantwortlichen entschied ich 2024, den Pfad abzubauen und mit einem neuen Konzept neu zu gestalten.
Ein Märchen und der Beginn meiner schriftstellerischen Arbeit
Zum Traumpfad gehörte auch ein Begleitmärchen für Kinder – meine erste „richtige“ schriftstellerische Arbeit. Ich entwickelte zu jeder Station eine kleine Geschichte, die Kindern die Natur in Bildern und Erzählung näherbrachte. Das kleine Heft wurde insgesamt 11 000 mal gedruckt und die Geschichte von zwei KIndern, die durch die blaue Blume lernen, die Sprache der Natur zu verstehen, fand Eingang in viele Schulklassen und Familien. In der Verbindung von Bild und Text zeigte sich bereits damals das, was später zum Kern meiner Arbeit wurde: Ich möchte mit meinen Bildern eine klare Botschaft transportieren. Ich möchte, dass andere verstehen, was ich sehe, was mich bewegt und warum ich male.
Rückblick mit Ausblick
Der Traumpfad Magische Natur war ein Projekt, das viele meiner heutigen Grundsätze vorwegnahm: Kunst darf verständlich sein, sie darf berühren und helfen, sich mit der Welt zu verbinden. Dass daraus eine langjährige, nachhaltige Wirkung entstand, zeigt, wie stark Kunst im öffentlichen Raum wirken kann – wenn sie mit Sinn und Sorgfalt gemacht ist. Und auch wenn der ursprüngliche Pfad heute nicht mehr existiert, bleibt seine Idee lebendig und wird mit seiner Neukonzeption weiterleben.