24 Juni Der Farbenwald am Monte Kaolino
Farben, Quarz und Menschheitsgeschichte
Farben erleben und verstehen
Mit dem Farbenwald wollte ich einen Ort schaffen, an dem Menschen unmittelbar erleben können, wie stark Farben auf unser Wohlbefinden wirken. Jede Farbe berührt uns auf ihre eigene Weise – beruhigend, anregend oder klärend. Dieses sinnliche Erleben stand im Mittelpunkt meiner Idee: Kunst und Natur so zu verbinden, dass daraus ein kraftvoller Erfahrungsraum für alle Altersgruppen entsteht.
Ein künstlerisches Projekt für die Region
Die Arbeitsgemeinschaft Obere Vils – Lehental (AOVE) suchte damals ein kreatives Projekt zur Neugestaltung des Geländes rund um den Monte Kaolino. Als die Amberger Kaolinwerke (AKW) signalisierten, dass sie ein Vorhaben unterstützen würden, wenn ihr farbiger Quarzsand mit einbezogen wird, nahm das Projekt Gestalt an. Gerade die Idee, mit Quarzsand zu arbeiten, hat mich sofort begeistert. Quarz ist nicht nur ein faszinierendes Material mit einer einzigartigen Struktur, sondern symbolisiert auch die Erdgeschichte selbst – in seiner Entstehung und in seiner heutigen Form. Für mich war das ein idealer Werkstoff, weil er die Geschichte der Erde mit der Entwicklung des Menschen verbindet.
Vom Entwurf zur Umsetzung
Dank einer LEADER-Förderung konnte das Projekt finanziert werden. Ich begann mit der Umsetzung meiner vorbereiteten Entwürfe für zehn Farbstelen. Die Arbeit war anspruchsvoll, denn die farbigen Quarzsande als Beschichtungsmaterial zu verwenden, erforderte viel handwerkliches Gespür. Parallel dazu fertigte die Lehrlingswerkstatt der AKW die Aluminiumgestelle für die Stelen. Der Bauhof der Stadt Hirschau legte auf einem ehemaligen Abraumhügel einen Rundweg an. Entlang dieses Weges wurden die Farbstelen schließlich aufgestellt – jede einzelne in einer anderen Farbe, jede mit ihrer ganz eigenen Wirkung.
Farben erzählen Geschichte
Die Symbole auf den Farbstelen stellen in vereinfachter Form die Entwicklungsgeschichte des Menschen dar – von frühen Lebensformen bis hin zu kulturellen Errungenschaften. So verknüpft der Farbenwald das sinnliche Erleben von Farbe mit einer tieferen Bedeutungsebene: der Frage, woher wir kommen, wie wir geworden sind und wohin wir uns entwickeln können.
Der verblassende Farbenwald
Leider wurde der Farbenwald nicht dauerhaft erhalten. Bereits ein Jahr nach der Fertigstellung zerstörte ein Sturm große Teile des angrenzenden Waldes. Die Stelen, nun der vollen Sonneneinstrahlung ausgesetzt, verloren im Laufe von fünf Jahren ihre Farbkraft. Der Quarzsand, der ursprünglich in intensiven Farben leuchtete, verblasste vollständig. In der Folge stellte die Stadt Hirschau die Pflege des Pfades ein. Stattdessen wurde auf dem Gelände ein moderner 3D-Fitness-Parcours eingerichtet. Die Farbstelen, einst Teil eines kunstvoll gestalteten Erlebnisweges, sind heute kaum mehr zu erkennen. Sie stehen als stille, farblose Zeugen eines Projekts, das ursprünglich Kunst, Natur und menschliche Entwicklung miteinander verbinden wollte – und nun als mahnendes Beispiel für die Vergänglichkeit auch im öffentlichen Raum dient.